Ein Kinderbuch schreiben und veröffentlichen, macht man nie allein, dafür braucht es viele Köpfe – so haben wir es durch unser Studium an der Schule des Schreibens und vielen weiteren Workshops gelernt. Zu einer professionellen Buchveröffentlichung gehören zum einen natürlich die Idee, ein funktionierender Plot und die zu Papier gebrachte Kindergeschichte. Zum anderen braucht es ansprechende Illustrationen, die der Geschichte mit der Bebilderung Leben einhauchen, ein Lektorat, ein Korrektorat, einen Buchsatz, eine Druckerei sowie einen Verlag oder den Weg ins Selfpublishing.
Wie haben nun unsere Bücher die Bühne der Buchveröffentlichung betreten? Was waren unsere Learnings?
Wir laden euch ein, hinter den Vorhang zu schauen, und mit uns Backstage zu kommen.

Verlag oder Selfpublishing
Isabel
Meine ersten Bücher kamen über den Motessen Projekt Verlag heraus – der Verlag des Illustrators, mit dem ich diese veröffentlicht habe. Dies hat mir zunächst einige Entscheidungen abgenommen, mich anschließend jedoch in meiner Entscheidungsgewalt sehr eingeschränkt. Aus diesem Grund beschloss ich 2024 für die kommenden Veröffentlichungen einen anderen – meinen eigenen – Weg einzuschlagen.
Die Gründung des My Wey Verlags stellte mich vor große Herausforderungen, denn irgendwie begann der Weg einfach noch mal bei 0. Ein Name musste her, ein Logo, eine Webseite und damit stand gerade mal das Grundgerüst.
Xenia
Mein Buch war bereit für die Veröffentlichung und ich stand an der Wegkreuzung. Gehe ich den Weg Richtung Agentur und Verlag, stürze ich mich in den Dschungel und schwinge von Liane zu Liane bis ich irgendwann vielleicht ein Plätzchen bei einer Agentur und/oder Verlag finde? Oder schlage ich einen Wanderweg in den Alpen ein und veröffentliche verlagsunabhängig mit allen Herausforderungen, die dazugehören wie beispielsweise Illustrationen einkaufen, Druckerei und Vertrieb finden und alles selber finanzieren?
Ich habe zwei Kinderbücher veröffentlicht. Beide verlagsunabhängig. Doch warum habe ich bei beiden Büchern dieselbe Entscheidung getroffen? Hatte ich anfangs nicht.
PuberDINGS war mein erstes Werk, dass ich zu Papier gebracht habe. Ich entschied mich, noch lange vor dem Erscheinen der Mut-Entdecker, den Dschungel zu betreten, und das Schwingen an den Lianen auszuprobieren. Tatsächlich hatte ich für kurze Zeit einen Rastplatz in Form eines Verlages gefunden und hatte die Möglichkeit, mein Projekt dort vorzustellen, und in den Austausch zu gehen. Letztendlich bekam ich eine wertschätzende Absage, es passte doch nicht zum Programm des Verlages. Die Mail kam genau in der Zeitspanne, wo meine Autorenkollegin Stephanie und ich in der heißen Phase der verlagsunabhängigen Veröffentlichung von den Mut-Entdeckern waren und gemeinsam den Weg bestritten.
Nun stand ich mit PuberDINGS erneut vor der Frage, ob ich mir eine neue Liane schnappe und weiterschwinge oder ob ich mich für den Wanderweg entscheide, den ich bereits einmal gegangen bin. Ich nahm den Wanderweg und traute mir zu, diesen Weg nun auch allein zu gehen. Es fühlte sich leicht und richtig an.
Es wird bunt
Isabel
Die Illustrationen der ersten beiden Bücher des My Wey Verlags bestanden bereits und eigentlich hätte es relativ zeitnah in die erste Veröffentlichung gehen können. Doch plötzlich auftretende Uneinigkeiten lehrten mich, dass es manchmal einer gründlicheren Herangehensweise mit Urheberrechtsanwalt bedarf, um alle Seiten zufriedenzustellen. Und somit verzögerte sich die Buchveröffentlichung noch um einige Monate,
kostete mich eine weitere Stange Geld, noch bevor das Buch überhaupt gedruckt werden konnte, und lehrte mich einige wichtige Lektionen, die meinen weiteren Weg sicherlich beeinflusst haben.
Xenia
Das große Fragezeichen bei PuberDINGS war für mich die Wahl der Illustrator*in. Ich hatte mir Angebote für die von mir beschriebenen Figuren und Motive von mehreren Illustrator*innen eingeholt. Alle Angebote hatten ihre Rechtfertigung, doch ich konnte und wollte mich noch nicht festlegen. Irgendetwas hielt mich ab. In meiner Vorstellung sollte die Bebilderung eine comicartige Strichzeichnung in Schwarzweiß sein und die Kapitel ergänzen. Und dann hatte ich die Lösung … manchmal ist das Einfache direkt vor einem, man sieht es zunächst nur nicht. Ich traf meine Wahl.

Nur kein Druck beim Druck
Xenia
Ich wählte die gleiche Druckerei wie bei der ersten Buchveröffentlichung. Stephanie und ich hatten uns auf der Leipziger Buchmesse mit mehreren Druckereien ausgetauscht und uns deren Angebote und Vorteile erklären lassen. Ausschlaggebend für die Wahl der Druckerei war für uns deren Angebot – passend auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten. Neben der herausragenden Druckqualität und der Auswahl der Papiermodelle, die für unser Vorlesebuch und mein Kinderbuch stimmig waren, haben wir sowohl die Möglichkeit, einen kleineren Auflagendruck zu beauftragen, als auch jederzeit nachdrucken lassen zu können, so wie wir es benötigen und unser Geldbeutel es zulässt. Für uns ein großer Vorteil. Für mein zweites Buch wollte ich genau dieselben Vorteile nutzen, sodass ich wieder dieselbe Druckerei wählte. Meine „Haus-Druckerei“ sozusagen.
Isabel
Als alles geklärt war und es nun endlich zur Veröffentlichung kommen konnte, standen einige weitere wichtige Entscheidungen an. Zum Beispiel, wie hoch die Auflage werden soll. Denn bei vollillustrierten Bilderbüchern für Kinder ab 4 Jahren, sind große Auflagen sinnvoller, um das Projekt auf lange Sicht auch finanziell rentabel zu machen. Der Druck in kleinen Auflagen, wie Xenia sie in Auftrag geben konnte, stand mir leider nicht zur Auswahl, da die vollillustrierten Seiten eines Bilderbuches eine gewisse Papierdicke benötigen. Diese war in so kleinen Auflagen nicht möglich und einfach zu kostspielig.
Ich machte mich also erstmal auf die Suche nach weiteren Druckereien. Hierfür schaute ich mir Kinderbücher an, die ich selber als schön und qualitativ hochwertig erachtete. Ich las im Impressum, wo diese Verlage oder Autor*innen drucken ließen und bat anschließend bei besagten Druckereien um Ansichtsmaterial und Angebote. Als ich meinen ersten Auftrag unterschrieb, war ich doch recht nervös. Immerhin stand ich mit meinem Ansprechpartner nur per Mail oder Telefon in Kontakt , hatte nicht die Möglichkeit, mir die Druckerei vorher anzuschauen und vertraute ihnen nicht nur mein Herzensprojekt an, sondern investierte auch eine für mich sehr große Summe Geld. Doch ich durfte lernen, dass mein Vertrauen in andere Menschen auch im Guten enden kann. Ich wurde immer bestens beraten und jede Schwierigkeit in kürzester Zeit behoben.
Nun sollen die Bücher in die Welt
Xenia
Auch hier war für mich klar, dass ich denselben Vertriebspartner inklusive Rundumsorglos-Paket, wie bei der ersten Buchveröffentlichung, wählen werde. Mein Vertriebspartner sorgt dafür, dass das Buch über die Barsortimente für den Buchhandel lieferbar und online erhältlich ist. Klar, für diese Dienstleistung zahlt man, aber für mich persönlich ist es gut investiert, denn ich muss mich nicht um den Vertrieb kümmern und meine Bücher sind in allen Buchhandlungen bestellbar. Und wer nicht in den stationären Buchhandel gehen möchte, kann mein Buch bequem von der Couch bestellen. Sichtbarkeit und Lieferbarkeit sind für mich wichtige und auschlaggebende Punkte in Bezug auf Buchveröffentlichungen.
Isabel
Die nächste Herausforderung war dann die Lagerung und der Vertrieb der vielen Bücher. Auch hier gibt es verschiedenste Anbieter und mir standen 2 Optionen zur Wahl:
– ein Komplettpaket mit ISBN-Nummern, Lagerung, Vertrieb und Bestellbarkeit auf allen verfügbaren Kanälen, aber mit einer Lagerung von maximal 150 Büchern
– ein reduzierteres Angebot, bestehend aus Lagerung (auch großer Mengen) und Vertrieb, mit dem Nachteil, dass für die Verträge mit den Barsortimenten und die Bestellbarkeit auf allen Plattformen selbst Sorge zu tragen ist.
Da ich eh bereits in 100 ISBN-Nummern für meinen Verlag investiert hatte, eine große Auflage drucken musste und privat niemals den Platz gehabt hätte, eine solche Menge Bücher einzulagern, entschied ich mich für die zweite Variante.
Die Verträge mit den Barsortimenten abzuschließen, benötigte noch etwas Zeit, da die meisten Anbieter Verlage/Autor*innen erst ab dem dritten erschienenen Titel unter Vertrag nehmen. Mit etwas Geduld wurde auch das später möglich. Auch beim Online-Shop mit dem großen A durfte ich einen langen Atem beweisen, wenn meine Bücher mal wieder von heute auf morgen nicht erhältlich waren und als lieferbar in 6 Monaten angezeigt wurden. Irgendwann habe ich begonnen loszulassen und mich nicht mehr über solche, nicht in meiner Gewalt liegende, Probleme zu ärgern.
Unser Fazit?
Isabel
Heute weiß ich, dass nicht alles sich auf den ersten Versuch lösen lässt und dass einige meiner Probleme mich auch einfach viel lehren durften. Ein für mich berührender Moment war, als ich anderen Autorinnen während der Leipziger Buchmesse 2025 mit meinem gesammelten Wissen auf ihrem Weg zur ersten Buchveröffentlichung helfen konnte. Ich hatte vorher noch groß getönt, dass ich ihnen höchstens beibringen könne, was man nicht tun sollte und doch stellte ich während des Gesprächs fest, wie viel Wissen ich mir auf das vergangene Jahr angeeignet hatte.
Sind es nicht die besonders steinigen Wege,
die die größten Learnings für den weiteren Weg mit sich bringen?
Xenia
Nun schreibe ich an meinem dritten Kinderbuch. Es wird wieder ein Kinderroman. Ob ich den Dschungel wählen oder den Wanderweg gehen werde, entscheide ich, wenn es soweit ist. Bei jedem Buch neu. Denn für mich gibt es nicht nur den einen Weg zur Buchveröffentlichung.
