Stell es dir mal vor – Isabel Wey

Einmal im Jahr erscheint eine Anthologie der Schule des Schreibens bestehend aus den 10 Gewinnergeschichten der beiden Genre Wettbewerbe.

Kurzgeschichte in der Anthologie „Preisgekrönt, Prämierte Kurzgeschichten 2022“, prämiert von der Schule des Schreibens, Edition Schreibtisch 2022, Hrsg. Schule des Schreibens, epubli GmbH, Berlin, März 2022

Urteil der Jury:
Manche Geschichten sind fast zu hart. Was Isabel Wey hier beschreibt, möchte man sich gar nicht so genau vorstellen. Aber die Autorin zwingt uns, die Augen und die Sinne zu öffnen für ein junges Mädchen, dessen Mutter Alkoholikerin ist. In drastischen Worten beschreibt sie ihr Zuhause, das Elend und den Dreck, der sie jeden Tag erwartet. Und doch – überraschende Wende am Schluss – als ein Krankenwagen die Mutter vielleicht zum letzten Mal abholt, ist sie nicht etwa erleichtert, sondern bangt um diese Frau, die die Rollen so übel vertauscht hat. Es ist eben ihr Zuhause.

Anrührend ohne kitschig zu sein. Die Autorin versteht es, durch klare Beschreibungen und durch den Blick der Figur Gefühle und Bindung entstehen zu lassen.